Drucken 

Wir nutzen die Wetterapp von YR (Norweger sprechen dies Üührrrr aus) obwohl ein norwegischer Segler meinte, dass sich dieser Wetterdienst oft irre und kein Verlas darauf sei: "Don't believe them"! Ob die App deswegen so heißt? Ist aber auch schwer bei dem wechselhaften Wetter an dieser Küste. 

Mit dem von YR angesagten achterlichen Wind und Sonne segeln wir weiter. Gegen Abend hat YR Regen angesagt, der auch pünktlich bei der Einsteuerung nach Risör durch das enge Stangholmengapet einsetzt. So machen wir spontan hinter dem Leuchtturm Stangholmen Feierabend. 

 

RIsør ist nicht nur die Stadt der weißen Holzhäuser mit hölzerner Kirche von 1647,

sondern auch Schauplatz des Holzbootfestivals Leider sind wir dafür einige Tage zu früh und Troll ist ja auch aus GFK!

 Also geht es weiter, vorbei an Kragerø durch den engen Langarssund zu einer geschützten Bucht nördlich von Langøy mit einer ganz (!!) engen Einfahrt. Da fährt außer Einheimischen bestimmt niemand hin, denken wir. In Schleichfahrt  tasten wir uns vorwärts und zu unserem Erstaunen finden wir uns wieder inmitten von dutzenden Motorboten und einigen recht großen Segeljachten: Die Bucht war kürzlich als Geheimtip in einem Segelmagazin beschrieben! Aber hier bekommen wir von einem Segler einen ganz privaten Tip: Den Festningshamna hinter Citadelløya in Stavern. Also am Tag drauf wIeder eine ganz (!!!) enge Durchfahrt. Und wie man es bei Geheimtipps schon fast hätte vermuten können, ist der Steg voll belegt mit Segel und Motoryachen. Es ist Freitag Abend. Wir ankern auf 2 m Wassertiefe und hätten nicht erwartet, welche Rolle diese Citadelløya am folgenden Tag noch spielen würde. 

Stavern, wieder eine Bilderbuchstadt von weißen Holzhäusern, hat eine militärische Vergangenheit und Peter Wessel Troldenskjold, ein in Trondheim geborener Norwegischer Seeheld steht auf dem Hügel und überblickt das Schlachtfeld der Seeschlacht von Dynekil, bei der er 1716 die schwedische Flotte nachhaltig dezimierte. DIe Statue wurde von Gustav Vigeland geschaffen, dessen Geburtshaus wir in Mandal besucht hatten.

Auch bei einem Seehelden gilt: Das Leben hat Höhen und Tiefen! Mal ist man Möwe, mal ist man Denkmal.

DIe Dänen schmücken noch heute ihre Streichholzschachteln mit seinem Portrait. 

Und davon wurden heute reichlich benötigt, um die Kanonen zu zünden, denn diese Seeschlacht wird heute in Stavern nachgespielt. Ein unglaubliches Spektakel in Kostümen aus der Zeit, 

bei dem zwei kleine Klinkerboote buchstäblich verheizt bzw. versenkt werden.

Der Originalschauplatz liegt etwa 50 sm weiter östlich in Schweden. Aber dort wird die Niederlage wohl kaum gefeiert.

 Den Kanonendonner noch in den Ohren, verlassen wir das Schlachtfeld und liegen  später 9 sm als einziges deutsches Boot zwischen kleinen lokalen Motorbooten und zwei Segelbooten bei der 'Kjerringvik Vel og Båthavnforening' in einem idyllischen kleinen Hafen am Eingang des 'Sandefjords Fjorden' (heißt wirklich so), der das Zeug zum Geheimtip hat. Und wer dem Link folgt bekommt die aktuelle Webcam und das Wetter von YR. 

Heute verspricht YR Südwest 9 m/sec also um 5 Bft, ideal um den Oslofjord zu queren. Mit einem Reff im Großsegel queren wir den Oslofjord im Eiltempo. Die Logge fällt nie unter 6 kn und der Wind legt zu. Als wir die schwedische Küste erreichen sind es bis 15 m/sec und Fock und Großsegel sind zweifach gerefft. Wir laufen in den Dynekil-Fjord ein, wo am Ende eine Autobahnbrücke das Tal überspannt. 300 Jahre nach der Schlacht finden wir am Originalschauplatz eine schöne Stelle und gehen vor Anker. Schweden, wir kommen in friedlicher Absicht. 

Und warum hat YR die 7 Bft weder für Kjerringvik noch für unser Ziel Dynekil angesagt? Irrte YR? Es war wohl eher der Skipper, denn für den weit draußen liegenden Leuchtturm Færder war die Vorhersage richtig. Man muss auch korrekt fragen, wenn man eine korrekte Antwort haben will.