Drucken 

Donnerstag 12.Juli 2018. Es ist Flaute und ölig glatt liegt die irische See. Noch ein Hafentag? Irgendwann müssen wir aus Douglas auch wieder herausfinden und so muss der Dosenwind helfen. Die Selbststeuerung steuert Troll zuverlässig 160° und wir können lesen, dösen, musizieren, es gibt Erdbeeren mit Joghurt, später wird Kaffee mit Gebäck gereicht. Wie auf einem Kreuzfahrtschiff... oder der Stena Fähre nach Irland, die unseren Kurs kreuzt 

Unser Ziel ist die Menai Strait, die Anglesey vom Festland trennt. Anglesey ist die Nordwest-Spitze von Wales. Und hat ein Kap, Holyhead, natürlich bei einer weiteren heiligen Insel. Nach Irland sind es von dort nur 55 sm und so gab es hier schon immer eine Fährverbindung. Nur dumm, dass man vom Britischen Festland zunächs auf die Insel Anglesey kommen muss und das über eine Meerenge, The Swellies, in der ein ganz erheblicher Tidenstrom herrscht: Bis zu 8 Kn! Der Reeds Nautical Almanac empfiehlt abzuwarten, bis die Strömung ihre Richtung wechselt und für kurze Zeit aussetzt. 

Ein klarer Fall für Thomas Tellford, der hier 1826 eine Kettenbrücke erbaute, die bis heute in Betrieb ist. Sie hat eine Spannweite von 176 m und war damals die größte ihrer Art und der Prototyp der modernen Hängebrücke. Mit 30 m Durchfahrtshöhe ist das Bauwerk auch heute noch sehr eindrucksvoll, selbst im Regen.

Eigentlich hatten wir nach Pwllhely segeln wollen,

als an Steuerbord Caernarfon in Sicht kommt. Umgeben von einer Stadtmauer mit Türmen und einen Castle. Spontan laufen wir in das Doc Fictoria ein und werden in der Marina freundlich empfangen. 

Wir machen einen Landgang und erfahren im sehr sehenswerten Castle, dass hier Prince Charles 1969 mit 20 Jahren zum Prince of Wales gekrönt wurde. Der BBC Bericht zeigt wie er die Zeremonie mit unbewegter Miene über sich ergehen lässt. 

Durch einen Priel mit Dünen, wie bei den Friesischen Inseln, verlassen wir die  Caernarfon Bay und segeln entlang der Halbinsel Lleyn die sich 6 Stunden Kreuz nach Süd- Westen hin erstreckt, obwohl die Strömung mit uns steht. An Land stehen einzelne Berge um die 200 m, Vulkankegel? Zwischen dem Mynydd (Berg) Mawr und Ynys  (Insel) Ennli gibt es eine breite Durchfahrt. Eine starke Strömung, wie auf den Rhein, schiebt uns vorbei an dem Kap. 

In der Cardigan Bay liegen mehrere Riffe, dies sich Unterwasser weit von Nord-Ost nach Süd-West erstrecken. Eines heißt Sarn y Bwch (Straße der Buckel). Ein anderes St Patricks Causeway (Der Damm von St Patrick)  Wir erreichen nach 61 sm Aberystwith (Mündung des Ystwith). 

Dort erwartet uns ein nettes Seebad, und eine Marina, die aber in Teilen trocken fällt. So bekommt der Bootsname "Fliegender Kiel" eine unerwartete Bedeutung. 

Walisisch ist zweite Amtssprache und auf den ersten Blick gibt es zu viele Konsonnten, dafür sehr viele Y, gesprochen "öh" oder LL so etwas wie "ts". Sagt einem dann jemand, dass W unserem "u" entspricht wird es besser. Mein Lieblingswort ist  TRWFFL 

was nach dem vorgenannten unschwer als "Trüffel" zu identifizieren ist.  

Mit Übernachtung an der mooring  in Fishguard, einem Fährhafen,  erreichen wir das nächste Kap, Stumble Head, wo der Leuttürme sogar tagsüber sein Licht sendet, und durchfahren den Ramsey Sound im Südwesten von Wales. Dort liegt Milford Haven, auf walisisch Aberdaugleddau. Dieses Firth, wie man in Schottland sagen würde, wird hier kurzerhand komplett zum Naturhafen erklärt und von Nelson und Shakespeare gepriesen: "... How far is it to this same blessed Milford: and by the way tell me how Wales was made so happy as to inherit such a haven..."  (... Wie weit ist es zu diesen gesegneten Milford: und wie kommt es übrigens dazu , dass Wales so ein Glück hat, einen solchen Hafen zu besitzen...")

 

1790 bekam Sir William Hamilton vom Parlament die Erlaubnis hier einen Hafen samt Ortschaft zu errichten. Zunächst wurde von Quäkern aus Nantucket Walfang betrieben, denn das gewonnene Öl beleuchtete halb London. Nach 30 Jahren war damit Schluss und der Hafen wurde Marinestützpunkt. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wollte man in die Pasagierfahrt auf der Transatlantikroute einsteigen. Das heutige Dock wurde gebaut. Statt dessen würde es eine der größten Fischereiflotten in Großbrittanien. Der frische Fisch wurde in gestoßenem Eis mit der Eisenbahn in 9 Stunden nach London geliefert. Ab 1960 war es die Ölindustrie mit Raffinerien von Esso, Texaco, Amoco, Gulf und BP.  die für etwa 40 Jahre einen Boom erzeugten. Die Tanker wurden immer größer und 1996 lief die Sea Empress auf Grund und verursachte eine Ölpest mit internationalen Schlagzeilen. Heute wird Flüssiggas von den Vereinigten Emiraten importiert.  

 

Unser Nächstes Ziel sind die Scilly Islands.