Das Yardstick Verfahren ist ein denkbar einfaches empirisches Korrektursystem, das es erlaubt, Schiffe unterschiedlicher Geschwindigkeit miteinander zu vergleichen. Dabei bekommen alle Schiffe eine Korrekturzahl, die “Yardstickzahl (YS)”, die in vielen Regatten ständig überprüft. Sie ist um so größer ist, je langsamer das Schiff ist.
Zum Beispiel hat ein:
H-Boot | 106 |
Kielzugvogel | 108 |
Regattapirat | 110 |
Laser | 113 |
Shark 24 | 115 |
Optimist | 173 |
Bierdose | 999 (Vorwindkurs angenomen) |
Die Berechnungsformel für die “berechnete Zeit (TYS)” bei gegeberer “gesegelter Zeit (TX)” ist nun
Auf dem Rhein wird eine “Strom-korrigierte”-Yardstickformel nach Schabrod verwendet wobei TS die “im Strom gesegelte” Zeit ist
Damit kommt man in den Bereich mathematischer Magie, d.h. man glaubt es oder man segelt nicht mehr unter Yardstick. Oder aber man versucht einmal nachzuvollziehen, wie es zu dieser Formel kommt! Vorsicht es wird grausam!
Betrachten wir unsere Bierdose mit Yardstick 999. Wenn man einen Strom von ca. 6 Km/h annimmt braucht die Bierdose für eine Strecke von 28Km, entsprchend einer Regatta von Hitdorf (Km707) bis Volmerswerth (Km735), ca. 4 Stunden und 39 Minuten. Würde man das gleiche auf einem See versuchen, die Geduld des Beobachters würde auf eine harte Probe gestellt, die Dose käme vermutlich nie an, da sie sich selbst ja kaum bewegt.
Die Abbildung zeigt die durchschnittliche Fahrt eines Schiffes, das unsere Regattastrecke in der angegebenen Zeit zurückgelegt hat, z.b. bei 5 Knoten ca. 1 Stunden und 50 Minuten. Anders herum ist es wenn man zu Berg fährt. Das würde eine Bierdose natürlich nie schaffen und auch unser Boot mit 5 Knoten braucht satte 8 Stunden 35 Minuten, denn es muss die Strönung ausgleichen,wie die zweite Abbildung zeigt. Unter 5 Knoten wird es mühsam bis unmöglich.
Praktisch bedeutet das, daß die Regattastrecke für ein langsames Schiff kürzer ist als für ein schnelles. Die tatsächlich “gesegelteBahnlänge (LS)” ergibt sich aus der “tatsächlichen Regattastrecke (L)” und der “Strömung (W)” mit
Damit wir die Teilnehmer miteinander vergleichen können, müssen wir dafür sorgen, daß die gesegelten Zeiten sich auf die gleiche Strecke beziehen. Das Verhältnis der tatsächlichen Bahnlänge zur gesegelten Strecke entspricht der “Vergleichszeit (TX)” zur gesegelten Zeit. Es grüßt der Dreisatz
Aufgelöst nach TX , hokus-pokus, ergibt sich für die Vergleichszeit
Darin setzen wir nun den Wert für die gesegelte Bahnlänge ein und erhalten
Mit diesem Wert für die Vergleichszeit können wir nun die Yardstickformel beschicken und erhalten durch Ersetzen von TX die offizielle stromkorrigierte Yardstickformel.
Betrachten wir nun unsere Regattastrecke (L= 28 Km), die Strönung (W= 6 Km/h ) und einen Yardstick Faktor (YS = 100) und verschiedenen gesegelte Zeiten (TS) und die sich daraus ergebenden gerechneten Zeiten, so erhalten wir folgende Kurve.
Hier staunt nun der Experte und der Laie hat es schon immer geahnt:
Die auf dem Rhein benutzte Yardstick-Formel ist anders
Bei der in den Mitteilungen der Regattagemeinschaft abgedruckten Formel nach Schabrod geht die Strömung nur mit 75 % ihres tatsächlichen Wertes ein!
- Woher kommen die 75% ?
- Hatte der Erfinder der Formel eine Regatta-Bierdose?
- Entstand die Formel unter dem Einfluß von Grog mit 75%igem Rum?
Eine einleuchtende Erklärung könnte sein, dass die langsamen Schiffe länger unterwegs sind und daher auch mehr Kreuzschläge machen müssen?
Was bedeutet dies in der Praxis? In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele aufgeführt bei der wir unsere Hausstrecke von Hitdorf nach Volmerswerth bei guten Wind absolvieren, der unser Schiff ca. 6 Knoten Fahrt durchs Wasser verleiht.
Strecke Km (L) | 28 | ||
Strom Km/h (W) | 6 | Stromkorrigierte Yardstickformeln | |
Schabrod Formel | offizielle Formel | ||
Yardstickzahl | gesegelte Zeit (TS) | berechnete Zeit (TYS) | |
100
|
01:26:20 | 01:52:18 |
02:04:48
|
108
|
01:30:59
|
01:51:24
|
02:04:48
|
115
|
01:34:53
|
01:50:38
|
02:04:48
|
Die gesegelte Zeit ist dabei so angesetzt, daß die Schiffe nach der offiziellen Formel alle den gleichen Platz belegen würden. Die berechneten Zeiten sind deutlich länger als die gesegelten Zeiten, was daran liegt, dass der Stromvorteil "nachgesegelt" werden muss um auf die gleiche Strecke zu kommen. Die Zeiten nach Schabrod sind entsprechend niedriger, da der Strom nicht in voller Größe eingeht. Dies begünstigt langsamere Schiffe! Kein Grund zur Entschuldigung also, wenn man nur ein langsames Schiff hat und meint sich deswegen bei Regatten drücken zu können! Eine Shark mit YS 115 wäre in unserem Beispiel der Sieger! Eine Andere Konsequenz ist. dass sehr langsame Boote wie z.B. ein Optimist oder unsere Regattabierdose zu den Wettfahrten nicht zugelassen werden. Der relative Vorteile im Verhältnis zum Yardstick-Faktor ist in den nachfolgenden Grafik zu sehen.
PS.
Der Umwelt zuliebe kann statt der Bierdose auch eine Pfandflache für unser Experiment verwendet werden. Insbesondere auf der Strecke Brohl - Oberwinter ist auch eine Mineralwasserflasche sehr gut denkbar. Diese müßte jedoch deutlich gekennzeichnet wedrden, um nicht versehentlich von Kindern als Flaschenpost aufgefischt zu werden, was nicht nur die Messungen verfälschte sondern auch, weil eine Hilfe von außen, gegen die Wettsegelbestimmungen verstieße