Sønderborg bleibt achtern aus, als wir am Sonntag den Leuchtturm Kalkgrund anliegen. Hoch am Wind und dicht unter Land, also ohne störende Wellen, läuft Troll wie auf Schienen. Um uns herum blauer Himmel aber stets begleitet von einer kleinen, gemeinen Privatwolke, die Schatten macht.
Etwa bei Schleimünde kommt dann der Großvater dieser Wolke und es wird in kurzer Zeit dämmrig dunkel, windig und ein unglaublicher Schauer ergießt sich. Dann wechseln sich bis Eckerförde blauer Himmel und Schauer und Regenbogen im Halbstundentakt ab.
Der Sportboothafen 'Im Jaich' von Eckernförde ist um 20:30 schon sehr voll, aber wir finden noch einen Platz. Wir bleiben zwei Nächte in der hübschen Stadt, und verleben einen geselligen Bordabend mit Altfrid und Janka. Dann geht es weiter in die Kieler Bucht über Strande nach Heikendorf, wo wir Martin und Brigitte besuchen.
Am U-Boot-Ehrenmal gegenüber Friedrichsort wird das Fahrwasser sehr eng und die riesige AIDA Luna fährt ganz dicht am Strand entlang. Wo die wohl hinfährt? Marinetraffic weiß es: Übermorgen wird sie Bergen erreichen. Und dann geht's weiter über Island, Grönlandund Kanada nach New York. Ob die Passagiere Die Fahrt so intensiv erleben wie wir?
Am Freitag in Holtenau brauchen wir nicht lange auf die Schleusung in den NOK zu warten. Um 15:15 öffnet sich das Tor und das 31 km-Rennen nach Rendsburg ist eröffnet. Als wir die Fähre bei Sehestedt passieren, steht auf der Brücke ein Brautpaar. Die Fähre legt ab und und das Nebelhorn tutet ausdauernd. Dazu dreht sich die Fähre im Kreis, bis sie einem großen Seeschiff Raum geben muss. Super! Im Regattaverein Rendsburg angekommen, gibt es noch viele Boxen zum Aussuchen. DIe Hauptsaison scheint vorbei zu sein. Wir genießen den Sonnenuntergang im 'Riverside'.
Auch am Samstag ist es sommerlich warm. Nach Brunsbüttel sind es noch 66 km, also 5:30 Stunden motoren. WIr passieren die Eisenbahnhochbrücke von Rendsburg und ... die Hängefähre ist nicht da!! sie wird gerade renoviert. Als wir gegen 16:00 ankommen, zeigt die Schleuse ein weißes Blinklicht: Einfahrt für Sportboote. Niedrigwasser ist gerade vorbei und der Flutstrom unterstützt unser Segeln auf dem Weg nach Glückstadt.
"Dat schall glücken und dat mutt glücken, und dann schall se ok Glückstadt heten". Diese Worte soll Christian IV., König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, 1716 gesprochen haben, als er sich entschloss, dort wo der Rhin in die Elbe mündet, eine Festungs- und Hafenstadt errichten zu lassen. Und tatsächlich florierte die Stadt durch Jahrhunderte von den Zolleinnahmen.
Nur 15 sm Kreuz und wir sind in der Hansestadt Stade an der Schwinge, auch einem kleinen Nebenfluss der Elbe. Stade wurde vor über 1000 Jahren schon urkundlich erwähnt. Im 17. Jahrhundert gehörte die Stadt zeitweise den Dänen und dann wieder den Schweden, die Zölle auf der Elbe erhoben. Aus dieser Zeit sind noch viele Fachwerkhäuser und der steinerne Schwedenspeicher in der sehenswerten Altstadt erhalten.
Dann ist der letzte Segeltag der Reise gekommen. Mit achterlichem Wind und auflaufenden Wasser rauschen wir mit fast 9 Kn über Grund segelnd vorbei an der beeindruckenden Kulisse des Hamburger Hafens. Unser Ziel ist der zentral gelegene, wenngleich etwas unruhige City-Sportboothafen.
In unmittelbarer Nähe liegen das Museumsschiff 'Cap San Diego', die Elb-Philharmonie, welche im Januar 2017 endlich eingeweiht werden soll, und als Gast hinter einer Absperrung eine der, mit 119 m Länge, größten Privatyachten der Welt, die 'A' des russischen Milliardärs Andrei Melnichenko. Das Design dieser Yacht stammt von Philippe Starck, der auch die 78 m lange 'Venus' für den Apple Gründer Steve Jobs entworfen hat. Ich finde diese 300-Millionen-Yacht nur unangenehm abweisend und hässlich.
Der Törn nach Norwegen hat uns mit Troll in 11 Wochen über eine Strecke von 1560 sm von Amsterdam, über Bergen, Göteborg bis Hamburg geführt.
Hier werden wir das Salzwasser verlassen und binnen mit gelegtem Mast über die Elbe, den Elbe-Seitenkanal, den Mittellandkanal, den Dortmund-Ems-Kanal , den Rhein-Herne-Kanal und schließlich den Rhein nach Volmerswerth zurückkehren.