.. beim preisgekrönten "Victorian Loo" in Rothesay auf der Insel Bute.

Dort nämlich erreichen wir mit 2 Wochen Verspätung den Firth of Clyde nach einem ungeplanten Umweg durch den Caledonischen Kanal. Doch es hat sich gelohnt. Doch der Reihe nach:

Die Sonne scheint, als wir den Caledonian Canal durch die Seeschleuse verlassen und Kurs SW durch das Loch Linnhe motoren. Der schwache Wind wird wieder genau dort gemacht, wo wir hin wollen. Bei Corran Point ist eine Engstelle und die Strömung setzt mit, fast wie auf dem Rhein. Glück gehabt, oder richtig gerechnet? Nach 25 sm, also nach etwa vier Stunden, biegen wir nach NW in den Sound of Mull ein und können den Blister setzen.

Abends erreichen wir Tobermory. 

Dieser größte Ort auf Mull ist mit seinen bunten Häusern am Hafen sehenswert, genauso wie "Tobermory Distillers", eine der ältesten Whisky-Brennereien Schottlands von 1798. 

Schottischer Whisky wird aus Gerste gebraut. Nachdem diese gekeimt ist, wird sie über Torffeuer getrocknet. In der Brennerei wird sie dann grob gemahlen und in hölzernen Fässern mit etlichen hundert Litern Inhalt in warmem Wasser eingeweicht und vergoren. Diese Maische wird dann zweimal destilliert. Der so gewonnene 63%-ige Alkohol kommt dann in eichene Bourbon-Fässer und reift dort mindestens 10 Jahre. Dabei gehen 2% jährlich durch Verdunstung aus den Fässern verloren, "The angels share", der Anteil für die Engel. Und so riecht es auch im Lager -  intensiv. Das fertige Produkt erinnert im Aroma ein wenig an altes Tauwerk! Sehr schiffig!     

Am Hafen wird für Touren zur Insel Staffa geworben. Das können wir mit Troll selber und so umsegeln wir bei mäßiger Brise Mull im Norden, und dann Kurs Süd. Die Treshnish-Inseln, die wir passieren, sind augenscheinlich vulkanischen Ursprungs und bizarr geformt. Das besondere an der kleinen Felseninsel Staffa ist, dass der Basalt hier in Säulen erstarrt ist. Dahinein hat die See Höhlen gewaschen, deren Größte heißt Fingals Cave. Diese Sehenswürdigkeit wurde selbst von Königin Viktoria und Felix Mendelssohn Bartholdy besucht. Solche Basaltformationen finden sich bis hin nach Giants Causeway in Irland. Sie entstanden durch Vulkane am Rand zweier tektonischer Platten, die sich bis heute gegeneinander verschieben. So ist auch der Great Glenn entstanden, das Tal, durch das der Caledonian Canal führt.  

Tags drauf umsegeln wir Mull im Süden und nehmen Kurs auf den Sound of Luing und Crinan. Weil die Tide hinter Islay, Jura und Scarba wie in einen Trichter drückt, entstehen zwischen den Inseln erhebliche Gezeitenströme. Der berüchtigste ist der im Golf von Corryvreckan mit 8,5 Kn. Wir machen einen kleinen Umweg um Garvellachs und nehmen eine andere Durchfahrt, in der weniger Strömung gegenan steht. Das Wasser strudelt dennoch, wie früher im Kirchenloch von Volmerswerth. Unser Anker fällt abends vor der Seeschleuse von Crinan.  

Am nächste Morgen schleusen wir in den Crinan Canal, dessen Bau von James Watt - dem mit der Dampfmaschine - geplant und bereits ab 1793 gebaut wurde. Er durchschneidet die Halbinsel Kintyre so, dass die Frachtsegler sich den langen, gefährlichen Weg von Glasgow zu den Hebriden um die Südspittze  Mull of Kintyre ersparen konnten. Kurz nachdem der Kanal fertiggestellt war, fuhren die ersten Schaufelraddampfer problemlos um dieses Kap. Der Kanal verlor seine Bedeutung. Heute wird er nur noch von Sportbooten befahren, wobei die Attraktion ist, dass man, abgesehen von den Seeschleusen, alle Schleusen selber von Hand bedienen muss. Bei strahlend blauem Himmel und hochsommerlichen Temeraturen eine schweißtreibende Arbeit! Und ich dachte immer, Schleusenwärter sei ein ruhiger Job! Zumindest im 19. Jahrundert war er das nicht.

Unsere nächste Station ist das Extrem in die andere Richtung: Potravadie Marina. Vor neun Jahren in einen Steinbruch an der Küste erbaut, ist sie ausgesprochen nobel, mit stylischem Restaurant, Leasure Centre mit Infinity-Pool und Sanitäreinrichtungen, in denen Föhn und sogar der Ondulierstab nicht fehlen. Nicht zu vergessen Waschmaschinen und Trockner, um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen. Auf der Steganlage ergänze ich meine Sammlung von bewebten Klampen und magischen Knoten.

Der nächste Tag ist wieder sonnig und der Wind weht gut. Das verspricht ein herrlicher Segeltag zu werden. Zunächst segeln wir mit achterlichen Wind sehr fein aus dem Lower Loch Fyne, um dann im West Kyle aufzukreuzen. Es gelingt uns mehrere größere Yachten weit achternaus zu lassen: Ehrgeizsegeln! Durch einen engen Sund im Norden gelangen wir auf die Ostseite der Isle of Bute und laufen in Rothesay, der Hauptstadt der Insel, ein. Zwei nette Herren vom Nachbarboot nehmen die Leinen an. Barbara bemerkt: "Oh, two Gentlemen". Darauf erwidert der eine mit trockenem britischen Humor: "We do exist". Es gibt sie noch, die Kavaliere. 

Troll liegt am Ponton im Innenhafen hinter der Klappbrücke direkt an der restaurierten victorianischen Toilette. Das Geld für das Projekt kommt zum Teil aus dem EU-Regional-Entwicklungsfond; sage keiner, es wäre nicht sinnvoll angelegt!

 

Mitten in in der Stadt, umgeben von einem Wassergraben, liegt das Castle Hier erfahren wir, dass die Isle of Bute im 12 Jahrhundert von Norwegen aus regiert wurde, ähnlich wie die Isle of Man, die Hebriden, die Orkneys und die Shetlands - zumindest die norwegischen Könige sahen das so. Die Schotten sahen das anders und eroberten Burg und Insel. Und so ging das einige Male, bis 1263 König Haakon IV persönlich mit einer Flotte anrückte. Er wurde schließlich von den Schotten in Largs geschlagen, was als Geburtsstunde Schottlands gilt.

Bute überrascht uns mit fast mediterranem Flair und Palmen, dank dem Golfstrom. Wir wandern über den waldigen Küstenpfad zum Ardencraig Garden. Der ist halb so groß wie ein Fußballfeld, umgeben von Treibhäusern und ordentlich, wie mit dem Lineal gezogen, liebevoll und fleißig bepflanzt: Geranien, Petunien Eisblumen, Männertreu und fleißige Lieschen, so wie bei uns die Balkonkästen. Ich hatte einen englischen Landschaftsgarten erwartet. Also besteigen wir den Bus und fahren nach Mount Stuart, einem Anwesen aus dem 19 Jahrhundert auf 300 acres Land (1,2 Quadratkilometer). Hier findet man Pflanzen und Bäume aus allen Erdteilen: Ein Landschaftsgarten vom Feinsten! 

Nachdem der Vorgängerbau aus dem 16. Jahrhundert bei einem Brand teilweise zerstört worden war, erbaute der 3. Marquess of Bute 1878 das Schloss aus dem besonderen roten Sandstein, der vor Ort vorkommt. Mit elektrischem Licht, Telefon, Zentralheizung und einem Schwimmbad war das Haus mit der neuesten damaligen Techik ausgestattet. Die kunstvollen Glasfenster, Gemälde und antiken Möbel betonen die vornehme Abstammung der Butes. Beeindruckend, aber möchte man so wohnen? 

Der Marrquess hatte zu Beginn der industriellen Revulution die Zeichen seiner Zeit erkannt und geschickt in Kohleminen, Werften und Häfen investiert und war so zu einem der reichsten Männer Europas geworden.

Morgen geht es weiter Richtung "Isle of Man".