Was wäre eine Reise ohne kleine und große kulturelle Höhepunkte, sei es ein Schiffahrtsmuseum, eine Moorleiche, große Kunst, die Geschichte der Fotographie, oder ein Landschaftspark.

In Torekov, auf der Halbinsel Hallans Varderö, gibt es ein winziges Schifffahrtsmuseum in einem Segelschiffsrumpf an Land. Nicht zu vergleichen mit dem Museum in Helsingør, aber auf seine Weise mit der gemütlichen Original-Kajüte und den geschnitzten Namensschildern auch sehenswert

.

Auf einem Hügel oberhalb von Varberg liegt die Festung mit einem Heimatmuseum. Attraktion der Ausstellung ist der „Bockstenmannen“, eine gut erhaltene Moorleiche, die 1936 wenige Kilometer landeinwärts gefunden wurde. Aktuelle Forschung versuchen ihm alle Geheimnisse zu entreißen:
- Wie alt? (ca. 35 Jahre)
- Wann gestorben (vor ca. 650 Jahren)
- Welche Todesursache? ( Schlag auf den Hinterkopf)
- Wie hat er ausgesehen? (siehe Bild)
- Was war bei ihn modisch der letzte Schrei? (Stoff, Schnitt)
- …

Barbara hat es besonders auf das Schnittmuster für seine Kleidung abgesehen, denn Enkelin Maja ist Mittelalterfan, und das wäre doch ein tolles Kostüm für Karneval.
Doch dann lernte auch ich den „Bocksteemannen“ zu schätzen: Wir hatten das Vorluk aufgelassen und ich hatte nachts Zug abgekommen uns in Folge dessen einen steifen Hals. Glücklicherweise hatte Barbara einen Schal mit eingebauter Kapuze dabei, genau wie bei der Moorleiche. Absolut empfehlenswert! Zwei Tage später war ich wieder schmerzfrei.


 
Ein Höhepunkt war natürlich in Oslo das Museum für Edward Munch.


Die Ausstellung ist zeigt Edward Munch in allen seinen Aspekten und ist sehr sehenswert aufgebaut, von den Monumentalwerken bis hin zu den Holzschnitten. So sind die originalen Holzschnittmodel erhalten und der Prozess bis hin zum Bild wird erklärt. Man kann sogar selber einen Abdruck eines Holzschnittes anfertigen.


 
Manche Motive hat Munch in verschiedenen Techniken und immer wieder verwendet. So den berühmten „Schrei“. Die Version im Museum war so belagert, dass es lange Warteschlangen gab. Wir verzichteten, denn es gab so viel anderes zu sehen. Wir verzichteten auch darauf, im Museumsshop einen Strampler mit diesem Motiv für das Baby von Freunden zu kaufen.


Zwei der berühmtesten Norweger sind zweifellos Fridtjof Nansen und Thor Heyerdahl. Also auf, mit dem Fährboot zur Halbinsel Bygdø, wo die „Fram“ im Original ausgestellt ist.

Die „Fram“ ist das einzige Holzschiff, das sowohl zum Nordpol als auch später mit Roald Amundsen zum Südpol segelte. Sie ist 39 m lang,  11 m breit und 800 t schwer. Die Außenwand ist etwa 50 cm dick und mit schrägen Streben im Innern so versteift, dass das Schiff vom Eisdruck angehoben und so nicht zerdrückt werden konnte. An Bord wurde alles mitgeführt, was für Versorgung, aber auch Reparaturen erforderlich war, und das für mehrere Jahre, denn…


 
Petroleumkocher waren offenbar schon damals etwas sensibel in der Handhabung.

Bei der Expedition von 1893 bis 1896 wurde die „Fram“ vom Eis eingeschlossen und driftete dann bis jenseits des 80. Breitengrades. Nansen und Fredrik Johansen verließen die „Fram“ mit mit drei Schlitten und 28 Hunden, um zu Fuß den Nordpol zu erreichen. Sie erreichten tatsächlich eine nördliche Breite von 86° 13,6‘. Danach traten sie den Rückweg an und mussten dabei in einer Eishöhle auf einer Franz-Josef-Land vorgelagerten Insel überwintern.
 
In einem Benachbarten Gebäude ist die „Kontiki“ ausgestellt, ein Balsafloß, mit dem Thor Heyerdahl 1947 mit seinem Team von Südamerika aus über den Pazifik segelte und bewies, dass es den präkolumbischen Indianern. technisch möglich war, Polynesien zu besiedeln.


 
Ein kleines, privates Museum der ganz anderen Art entdeckten wir in Falkenberg: das Fotomuseet Olympia. In einem ehemaligen Kino haben der Fotograf Rolf Håkansson und seine Frau alles aus 150 Jahren Fotografie versammelt, über 1000 Kameras, von den ersten Plattenkameras bis zur medizinischen-Microkamera. Daneben ist  altes Blechspielzeug zu sehen. Inmitten seiner Schätze sitzt der über 80 jährige und erzählt aus seinem Leben als Sammler und Fotograf. Seine Frau holt einzelne Schätze und Fotoalben hervor. Unvergesslich!


 
Doch auch in Deutschland entdecken wir für uns immer wieder Ecken, die wir so noch nicht kannten. So Schloss Herrenhausen in Hannover.


Im 17-Jahrhundert baute Welfenherzog Johann Friedrich Herrenhausen im Stil der Renaissance zu seiner Residenz aus. Er holte nicht nur den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz an seinen Hof, sondern war auch bestrebt seiner Macht durch den prunkvollen Garten und die seinerzeit technisch einmaligen Wasserspiele Ausdruck zu verleihen. Dazu wurde die Leine gestaut und mit drei Wasserrädern Pumpen betrieben, die die große Fontaine sensationelle 35 Meter in die Höhe schoss. Die Idee dazu stammte von Leibnitz. So etwas war damals der letzte Schrei.


 
50 Gärtner*innen pflegen den prunkvollen Park. Überall stehen freizügige, oft vergoldete Figuren aus der Mythologie. Und so verwundert es nicht, dass Aktivisten schon forderten, Herrenhausen in Frauenhausen oder Menschenhausen umzubenennen.  
Zu allem Überfluß gibt es noch die alte Grotte, die von der Künstlerin Niki de Saint Phalle mit Beleibten Nanas neugestaltet wurde.   

Im Landschaftspark nebenan liegt das "Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst" kurz Wilhelm Busch Museum.  Und so kommen wir noch in den Genuß der Sonderausstellung „Ja, was denn?!“. Wir beschließen diesen Kulturbericht mit einer Karikatur von Volker Kriegel, die den Sommer treffend beschreibt.

Na Ja, so schlimm war es dann doch nicht, für schlechtes Wetter gibt es ja Ölzeug und KULTUR.