Der Wind hat etwas abgenommen, als Troll Plymouth bei Nieselregen verlässt. In den nächsten Tage warten einige Überraschungen auf uns.

 Zunächst machen wir einen Kreuzschlag im Schutze des Wellenbrechers, bevor wir mit gerefften Segeln auf Kurs gehen. Auf einmal dreht der Wettergott von Graustufen auf Farbe: Die Küste über den Felsen wird grün, das Wasser wird leuchtend Blau und die Felsen bekommen Kontraste. Salcombe liegt malerisch in einem Einschnitt der Felsen und davor liegt eine gefährliche Barre, Zur Freude der Kajakfahrer brechen sich jetzt bei Niedrigwasser und vergleisweise ruhigem Wetter schön die Wellen. Wir mogeln uns vorsichtig an der Seite daran vorbei bis zu einer Mooringtonne. Bei weniger günstigen Verhältnissen ist das sicher nicht zu empfehlen und der Dichter Alfred Lord Tennyson soll hier die Inspiration zu dem Gedicht "Crossing the Bar" bekommen haben. 

Am Dienstag 31.Juli erinnert uns der Wecker daran, dass es über 70 Meilen bis Portland sind.

Wir sind noch nicht lange unterwegs, da kommt ein frischer halber Wind auf und wir rauschen bei einsetzendem mitlaufenden Strom um Start Point. Wir sind viel schneller, als geplant und selbst der 1 Kn Strom gegenan, als die Tide nach 6 Stunden kentert, macht Is kaum langsamer. So sind wir viel zu früh am Kap Portland Bill und dort stehen dann 3 Kn Strom gegenan. Wir kommen in unangenehmen Welten kaum noch vorwärts. Erst als die Tide wieder mit steht, runden wir Portland und beschließen spontan dort die Marina anzulaufen. Zu unserm Erstaunen ist die erste Zufahrt zum riesigen Marinehafen mit einem Stahlseil verschlossen. Aber das Becken, das zur Zeit von Queen Victoria die gesamte Englische Flotte aufnehmen konnte, hat noch zwei weitere Zufahrten. Die Marina ist erst 10 Jahre alt und sehr groß. Kleinere Motorbote liegen im Hochregal. Das wäre doch auch etwas für den DSV.

 

Der Gezeitenstrom ist  zur Zeit entweder ganz früh morgens oder am späten Nachmittag für uns günstig. So klappen wir morgens die Fahrräder auf und radeln zum Portland Castle. Diese kleine Festung aus dem 16. Jahrhundert von Heinrich VIII wurde speziell für die Artillerie gebaut. Er hatte sich scheiden lassen, darum von der katholischen Kirche losgesagt und zum Oberhaupt der Church of England erklärt. Er befürchtete nun den Zorn und eine Invasion der katholischen Mächte. Also ließ er an der gesamt Küste Festungen und Signalstationen bauen.

Nachdem der Kultur genüge getan ist und ein CoOp leergekauft wurde, setzen wir den Blister und segeln bei Sonnenuntergang um Anvil Point. Es wird schon dunkel, als der Anker in Swanage fällt. Wir haben gerade alles aufgeklart, da wird uns ein "englisches" Feuerwerk geboten, nach dem Motto "viel hilft viel". Es böllert und kracht ohne Pause wie bei einer Seeschlacht. Ob die Munition noch von Trafalgars übrig ist.    

 

Donnerstag 2 August 9:00. Wir gehen ankerauf. Zumindest hatten wir das vor. Die Ankerwinde zieht den Bug nach unten und dann fliegt die Sicherung. Der Anker ist kurzstag im etwa  vier Meter tiefen, trüben Wasser. In solchen Fällen hilft es, den Anker mit Motorkraft zu überlaufen und so aus dem Grund zu brechen. Hier gibt es nur einen brutalen Ruck, Troll dreht sich um 180° und geht auf Gegenkurs. Hängen wir unter einer alten Mooringkette? Mehrere Versuche scheitern kläglich. Dann versuche ich mit Edis Suchdraggen etwas zu ertasten. Vielleicht kann ich den Bügelanker ja am Bügel packen. Eine halbe Stunde mit Fehlversuchen vergeht. Plötzlich verhakt sich auch der Draggen. Nichts geht mehr. Barbara hat schon die Telefonnummer eines Tauchservice herausgesucht. Ein letzer Versuch: Ich ziehe mit aller Kraft an der Leine des Draggens und gleichzeitig läuft die Ankerwinde, jeweils solange die Sicherung es zuläßt. Zentimeter um Zentimeter können wir die Kette aufholen. Dann erscheint ein rostiger Admiralitätsanker von mindestens 40 Kilo ohne Kette. Also keine Mooring. Unser Anker hat sich regelrecht darumgewickelt. Ehe wir an diesem praktischen Zweitanker eine Leine mit Kanister befestigen können, plumpst er in die Tiefe. Nachfolgende Yachten werden sicher noch viel Spaß daran haben. 

Mit fast 2 Stunden Verspätung nehmen wir unter Blister Kurs auf die Needles.

Der Eingang zum Solent wird durch das Fort Albert auf der Isle of Wight und Hurst Castle bewacht. Dazwischen setzt der Gezeitenstrom mit bis zu 4 Knoten. Direkt hinter der Festung führt ein Priel durch Marchland, tief genug, dass wir uns zu einer Mooring hineintasten können. Der Kartenplotter macht es möglich. Mit dem Schlaucboot gelangen wir an Land um das Fort zu besichtigen.

Dessen ältester Teil wurde auch von Heinrich VIII im Jahre 1544 in Auftrag gegeben, Danach wurde die Anlage immer wieder erweitert und verstärkt und bis 1956 militärisch genutzt. 

Abends verlegen wir in die Lymington Marina. Über Kanal 80 hat uns der Dockmanster den Platz C28 angewiesen. Es gibt so viele Yachten und Stege, dass wir eine ganze Zeit suchen, bis wir schließlich zwischen zwei 45 Fuß Yachten den Liegeplatz finden. Die könnten Troll fast als Beiboot nutzen!  

Wieder weckt uns die Sonne, wie in der Südsee. Und so hesist dann unser Ziel für heute Southsea Marina, etwas östlich von Portsmouth. Hier erinnert ein ausgedehntes Wattgebiet fast schon an die heimatliche Nordseeküste. Nur liegen hier viele kleine Fischerboote und Kimmkieler an Moorings. Sie fallen zwei mal am Tag trocken. An Land liegen Dinghis bereit für die Zeit, in der die Boote schwimmen.

Da das Tor erst am Nachmittag, zwei Stunden vor Hochwasser geöffnet werden kann, bleibt für uns Zeit, Portsmouth mit den Rädern zu erkunden. Was uns so nicht bewußt war, Portsmouth hat einen Langen Strand, Victorianicje Villen säumen die splanade und die Parade und der Bereich um den alten Hafen ist sehr schön umgestaltet worden. Herzstück ist natürlich die HMS Warriors und im historischen Dock die Victory von Nelson. 

In der Gunwharf ist neben einem riesigen Einkaufszentrum der Spinnaker-Tower errichtet worden. Man hat von der Platform in 100 m Höhe einen tollen Blick über die Stadt und den Solent und kann, wenn man möchte über einen Glasboden gehen. 

 Wider zurück in der Southsea Marina war genügend Wasser um Richtung Brighton auszulaufen,