Digitale Entgiftung, einfach mal das Smartphone ausschalten, wo könnte Mann/Frau das besser als an Bord, auf See, fernab jeder Netzabdeckung - so stellt man sich das vor. 

Tatsächlich sieht das Bordleben heutzutage anders aus. Morgens nach dem Wachwerden der erste Blick auf's I-PHONE: REGENRADAR. Lohnt sich das Aufstehen? Wann ist der beste Moment um auszulaufen?

Tagsüber auf dem I-PAD den Kurs auf der elektronischen Seekarte I-SAILOR verfolgt. 

Nachmittags nach den Anlegen schnell den QR-Code am Steg gescannt und mit I-MARINA den Liegeplatz gebucht und bezahlt. Das ist noch bequemen als am Automaten im Hafenbüro, denn dahin müsste man ja laufen . Hafenmeister: eine aussterbende Spezies?    

Abends, vor dem schlafen noch schnell die Mails gecheckt und mit Freunden verabredet. Die digitale Welt segelt mit. 

Aber nicht alles geht digital...

 

Im Anschluss an die Rheinwoche ging es mit gelegtem Mast die I-JSSEL hinunter bis Kampen. Dabei wurde das nässende Stevenrohr immer lästiger: Stündliches leeren der Bilge in einen I-MER! Wie schon in anderen Jahren, hatten sich die Schrauben, Marke I-NBUS, an der Wellendichtung gelöst. Aber ein I-NGENIEUR behebt das schnell, ganz analog. 

In Kampen trennen am Donnerstag, den 9. Juni, sich die Wege. Lenny-T und Mercurius, auch Begleitboote der Rheinwoche, fahren binnen durch Friesland. Wir stellen den Mast und dann zieht es TROLL hinaus auf das tosende Ketelmeer. Unter der Ketelbrug passen wir mit 12,4 m Masthöhe ganz knapp durch. Nach einer schnellen Kreuz über 35 sm, vorbei an Urk und großen Windparks, erreichen wir kurz vor 22:00 Stavoren. 

 

Der Freitag beginnt regnerisch, aber Regenradar verspricht Besserung. Vor der Lorenz-Sluizen in Kornwerderzand stauen sich die Yachten. Ein Kreuzfahrtschiff(!) verlässt die Schleuse, an Deck nur ein verlorenes Häuflein Pasagiere. Was die anderen wohl machen? Kaum dass die Schleuse auf Grün geht, "dampfen" die Boote auf das offene Tor zu: Schleusenkino! Eine große Segelyacht stellt sich in der Kammer quer. Krachend splittert der Flaggenstock. Dann endlich sind alle Boote vertäut. Das Tor schließt sich  und die nervöse Anspannung sinkt. 

Ein guter SW und mittlerweile Sonne empfangen uns auf dem Wattenmeer. Bald ist Harlingen querab und wir beschließen weiter nach Vlieland zu segeln. Nach 35 sm erreichen wir den Inselhafen und scannen den QR-Code. 

Der Wind weht aus West mit etwa 4 BFt. Im Hafen hört sich das überaus gefährlich an. Riggs heulen in allen Tonlagen. Wanten klappern einen chaotischen Takt. Die 12m Yacht neben uns legt ab und vertreibt trotz Bugstrahl quer durch die Boxengasse. Dabei räumt sie einige Flaggenstöcke ab, bis sie am Hauptsteg zum Stillstand kommt. Der Skipper besucht die Geschädigten. Glücklicherweise hat Barbara heute morgen unsere Nationale noch nicht gesetzt. Hafenkino.  

Wir lassen uns nicht abschrecken. Der Wetterbericht via POCKETGRIB ist vielversprechend: West 4-5 und See 1,0 Meter. So verlassen wir Vlieland um kurz vor 10:00 mit ablaufendem Wasser. Die erste Stunde im Seegatt entlang der Insel ist etwas unruhig: Wind gegen Strom. Dann können wir abfallen und laufen später mit achterlichem Wind einen gemütlichen Kurs 70° entlang der West und Ostfriesischen Inseln.

Es wird dunkel und wir beobachten die  Leuchtfeuer Borkum und Norderney. Die Ortschaften sind am Horizont als helle Streifen erkennbar.  Nach 120 Seemeilen und einer "ruhigen" Nacht - Barbara findet den Motor störend, den ich mangels ausreichender Geschwindigkeit gestartet  habe - erreichen wir die Elbmündung bei der Tonne Westertil-N. Das Wasser steht noch mit und eine Kalkulation ergibt, dass dies auch bis Cuxhaven noch so sein wird. An der Kugelbake erreicht uns eine WHATSAPP-Nachricht unseres Freundes  Manfred, der unseren AIS-Track auf MARINETRAFFIC verfolgt hat. 

Nach 29 Stunden machen wir fest (übriges hier kein QR-Code sondern den klassischer Automat mit Scheckkartenfunktion). Wie beschließen den Tag mit einem köstlichen Essen im Restaurant "Oberdeck" im Clubhaus der Segler-Vereinigung-Cuxhaven.

In der Nacht schüttet es aus I-MERN und der Wind legt zu. "Um 10:00 klart es auf" verspricht REGENRADAR. Mit Vollzeug geht es Elbe aufwärts. Der Strom setzt mit ca 3 kn mit und wir erreichen 9,5 kn über Grund! Nach nicht einmal 2 Stunden sind wir vor der Schleuse Brunsbüttel. Wenig später (Sic!) können wir mit anderen Yachten mit dem Kümo BARENTS durch die alte Schleuse. Wir wollen heute noch bis Rendsburg.

 

Dort ist die historische Hängefähre wieder in Betrieb, die im letzten Jahr noch in Reparatur war. Im Nebel war sie von einem Seeschiff gerammt worden. Um 19:30 legen wir im Regatta-Verein Rendsburg an: Kein QR-Code, kein Automat, sondern eine analoge Hafenmeisterin. Vielleicht wird das mit den Digital Detox ja doch noch etwas... 

Aber jetzt erst mal den Text für die Flaschenpost I-NTIPPEN: 122 km aus der Ijssel ab Arnheim und  248 sm ab Kampen haben wir in dieser Woche zurückgelegt. Ostsee, wir kommen.

uns hier gehtes weiter  ~  >>((((*>   ~~~~ ¿ ~~~~~