Auch mit kleinen Booten kann man auf „Große Fahrt“ gehen! Früher war das sogar wesentlich verbreiteter, die Boote dafür waren sogenannte „Wanderjollen“, aber ein Katamaran eignet sich auf jeden Fall auch. Der Komfort ist natürlich etwas eingeschränkt, dafür ist man näher am (manchmal auch im) Wasser.

Mit seinem Katamaran DRO TANI unternahm Frank dieses Jahr einen tollen Urlaubstörn von Düsseldorf bis nach Hindeloopen am Ijsselmeer. DRO TANI ist nur 4,8 m lange und 2,3 m breit. Die Segelfläche beträgt 13 m². DRO TANI hat auch einem Elektromotor und mit dem mit 1 KWh Akku mimmt man etra 5 Km weit.

Der Tiefgang beträgt nur 35 cm mit ausgeklappten Rudern ca. 60 cm. Praktisch zum Anlanden ist, dass die Rümpfe aus stoßfestem PE bestehen. Durch den geringen Tiefgang braucht man sich auch kaum Gedanken um die Wassertiefe machen.

Die Törn dauerte zwei Wochen und die reine Fahrzeit betrug 62 h in denen eine Gesamtstrecke von 412 km zurückgelegt wurden ein Drittel davon unter Motor.

Doch lassen wir Frank selbst zu Wort kommen... (Sein ganze Loggbuch findet sich hier)

 

1.Tag Vorbereitung

Montag der 24.06.2019, alles ist gepackt, hoffentlich hab ich nichts vergessen. Ich hole meinen Bruder Andreas ab, und los geht`s zum Hafen. Boot unten auf die Rampe gestellt, beladen und schon ist es früher Abend. Warum dauert eigentlich immer alles doppelt so lange wie geplant ?

Auto samt Trailer und Bruder sind weg, aber glücklicherweise gibt es noch ein gesellige Runde von Vereinskameraden (leider auch von Mücken). ...

2.Tag Es geht los

Ich wache gut erholt um 6 Uhr auf, aber bis gefrühstückt, das Haus, Bett und die restlichen Sachen verstaut sind, ist es kurz vor 9 Uhr. Mit einem festen Haus geht das sicherlich etwas schneller. So noch das Hauptsegel gesetzt und ab geht`s. Ich komme gut voran, der SO-Wind sorgt für eine flotte Fahrt, nur 2 mal muss ich in Kehren kurz kreuzen. Nach 3 h ist Duisburg erreicht, ich lande kurz an, esse etwas und genieße die Aussicht auf einen touristischen Höhepunkt, dem Hüttenwerk Mannesmann-Krupp...

4.Tag Dümpeltag

Ich wache auf, die Blase drückt, beim Verlassen des Zeltes bekomme ich eine kalte Dusche ab. Im Dach meines tollen Zeltes hat sich eine Wasserbeule gebildet, wenigstens tropft es nicht durch. Nachdem ich noch etwas schlaftrunken die Toilette besucht habe, hole ich mein Waschzeug stehe vor der Tür und finde die Zugangskarte nicht. Liegt bestimmt noch im Klo! Leider kommt man ohne die Karte auch nicht auf den Steg. So sitze ich auf einer Bank frühstücke Brot mit gezuckerter Kondensmilch, das einzige was zufällig noch in meinem kleinen Rucksack war. Mir ist kalt, habe nur einen dünne Hose, T-Shirt und einen nassen dünnen Pullover an, der Tag fängt toll an.

Nach gefühlten Stunden, muss endlich ein anderer Bootsbesitzer aufs Klo, und ich komme wieder zu meiner Karte. Also zusammengepackt, rein in die kalte, nasse Neoprenhose und etwas grummelig mache ich mich ohne Kaffee auf den Weg. Anfangs weht der Wind noch mässig aus O aber nach 5 km wird er immer schwächer und dreht nach NO mit dem Segeln wird’s nichts mehr. Unter Motor geht’s weiter den Rhein runter, bis rechts der Pannersche Kanal abzweigt. An den 2 Gierfähren dort komme ich gut vorbei und dann zweigt genau Richtung NO die Ijssel ab. Die ist leider so schmal das auch bei stärkerem Wind Kreuzen nicht wirklich praktikabel ist. Und so dümple ich leise surrend den Fluß runter. Gegen 16 Uhr erreiche ch endlich den Rhederlaag einen grossen Baggersee, endlich wieder segeln. ...

7.Tag Gegen den Wind

Dank Murphy ist das 220 V USB-Ladegerät im Arsch, außerdem  waren gestern schon alle Läden zu. Ohne elektronischen Firlefanz wie GPS geht es weiter. Der Wind kommt mit 2-3 BF aus NW, ratet mal in welche Richtung ich muss? Nach 15 km biegt die Ijssel nach NO ab und ich kann Segel setzen. In Veessen passiere ich einen kleinen Hafen und einen Campingplatz mit schönem Strand. Viel weiter komme ich leider nicht, nach 5 km ist Schluss. Ich berge die Segel und merke schnell, dass ich mit Motor den nächsten Hafen nicht erreichen werde, der Wind hat noch etwas aufgefrischt. Also drehe ich um und setze die Fock, es reicht leider nicht gegen den Strom, und kein Strand in Sicht! Also Hauptsegel setzen während der Fahrt, steuern, hochziehen, steuern, auf andere Boote achten, hochziehen,steuern,nicht gegen Buhnen fahren usw. irgendwie klappt es !

Zum Glück fährt Dro Tani gut geradeaus und dreht nicht sofort Pirouetten, wie mein Gummiekat Gragas, wenn man kurz das Ruder loslässt. Ich strande am Campingplatz, aber leider darf man Boote generell nicht über Nacht am Strand
lassen. So zumindest die Aussagen der Campingangestellten. Also fahre ich in den kleinen Hafen und baue mein Zelt auf dem Trampolin auf. Das wollte ich
sowieso mal ausprobieren.... Auf dem Trampolin schläft man richtig gut, es lässt sich nur nicht gut spannen und am Heck ist es gerade 15 cm über dem Wasser. Wenn man sich zu stark auf ein Knie stützt ist es schnell nass.

8 Tag Gegen den wind 2.0

Am Morgen weht ein leichter Wind aus West, juhu Segeln ist angesagt. Der Wind frischt bald auf und ich komme auf einem Halbwindstück von ca. 2 km auf eine Geschwindigkeit von 9-12 kn,
griiiiiiiiiiiiiiiiins. Der Spaß hat leider schnell ein Ende, in der nächsten Kehre muss ich kreuzen und genau dort kommen 3 Frachter nacheinander, ich glaube es waren die einzigen an dem Tag! Nach einigem Hin und Her und kurzem Aufsetzen auf einer Buhne bin um die Kehre und kann bis Hattem hart am Wind weitersegeln.
...
Dort gibt es einen recht großen Hafen, ...
Nach einem Stadtbummel habe ich auch endlich mal Zeit meine Couchgarnitur auszupacken und aufzubauen, Platz ist auf dem kleinstem Boot :) !*

10. Tag Ketelmeer


Der Wind weht mit 3 BF aus NW und soll später noch auffrischen. Das letzte Stück der Ijssel fließ nach W und so kann ich gut hoch am Wind segeln. Der natürliche Mündungstrichter biegt dann nach NW ab, aber nach 15 Schlägen gegenan bin ich endlich auf dem Ketelmeer. Unter Land geht es dann ohne allzu große Wellen,flott mit 5-8 kn hoch am Wind über den See. Noch vor dem Ijsselogg überhole ich 2 Segeljachten die schon eine ganze Weile vor mir Segeln. Allerdings kann ich die Höhe nicht halten und muss, um am Ogg vorbeizukommen, noch einen Schlag nach NO machen. Doch dann schaffe ich es in einem Rutsch bis zu Brücke zwischen Ijssel und Ketelmeer. Die beiden 8-10m Jachten habe ich bis dahin locker abgehängt. Durch die Brücke zu kommen ist durch die Düsenwirkung, die Verwirbelungen und die recht hohen, steilen Wellen etwas knifflig, aber ich schaffe es auch ohne Motor.

Der Wind hat mittlerweile auf ca. 4 BF aufgefrischt, aber DRO TANI kämpft sich wacker ,mit 4-5 kn Fahrt durchs Wasser, gegen Wind und Wellen voran. Dank der schweren Urlaubsbeladung kann ich die Segel voll stehen lassen, selbst in Böen wird der Leerumpf nicht komplett aus dem Wasser gehoben. Der Winkel gegen den Wind beträgt nur ca. 60 Grad, schwertlose Katamarane und auch Langkieler, laufen bedingt durch den geringen Tiefgang nicht allzu gut Höhe. Selbst mein Gummikat schafft bei ähnlichen Bedingungen 50 Grad, allerdings mit geringerer Fahrt. Das hat mich auf die Idee gebracht das Klappschwert von Gragas an Droh Tani zu basteln. Abschließende Tests stehen allerdings noch aus. Wie auch immer, für die 6,5 km Luftlinie nach Urk brauche ich dann noch 2 h.

Als ich im Hafen festmache merke ich erst, das mir tierisch kalt ist, ich klappere so mit den Zähnen, das ich schön befürchte beim Hafenmeister nicht sprechen zu können. Bei 15 Grad wäre der
Trockenanzug wohl die bessere Kleidungswahl gewesen. Der Hafenmeister rät mir, an der Hafenmole festzumachen und mein Zelt am Strand direkt dahinter aufzustellen, das hört sich doch gut an.

Nach einer heißen Dusche und Kabeljau mit Fritten kommt die Sonne wieder raus und alles ist Bestens.

11. Tag Ijsselmeer

Heute steht die kritischste Etappe an, zwischen Urk und Lemmer gibt es keine Stelle, wo ich anlanden könnte. Überall nur Deich, der auf der Wasserseite mit ziemlich großen Steinbrocken geschützt wird. Es ist Wind aus NW mit 2-3 BF und am Nachmittag 4-5 angesagt. Da die nächsten 2 Tage sogar 5-6 angesagt ist, möchte ich heute auf jeden Fall in Hindeloopen ankommen. Ich beeile mich und gegen 8 Uhr fällt der Startschuss. Leider hat der Wind davon nichts mitbekommen, und ich treibe so vor mich hin. Dagegen finden die Mücken und Fliegen die gelben Steifen meines Segels und die orangenen Taschen ausgesprochen attraktiv und nach kurzer Zeit ist alles dunkelgrau. Nach 1h, 2 km und unzähliger Mückenstiche kommt endlich der versprochene NW-Wind auf und die Insekten werden nach und nach davon geblasen.

Langsam kreuze ich zwischen Windpark und Deich nach Norden, irgendwann habe ich genug davon, das der Wind in Deichnähe immer in Nordrichtung umgelenkt wird und fahre vor den Windpark und komme dann in einem Rutsch über die Lemmer Bucht. Von den versprochenen 3 BF ist nicht viel zu spüren, die Nase sagt 0-2, das GPS zeigt manchmal auch überhaupt keine Fahrt mehr an. Auf der Halbinsel von Stavoren drehen sich fröhlich die Windräder, aber hinter mir steht alles still. Ja, ja der Wind, der Wind das himmlische Kind.

Nach 8h, auf der Höhe von Laaxum geht meiner GPS-Uhr der Saft aus. Kurz darauf ist plötzlich der Wind mit vollen 4 BF und Böen bis 5 da. Ich kämpfe mich kreuzend nach Stavoren hoch, weiche noch einem ziemlich großen Segler aus, der in den Hafen will. Endlich bin ich an dem Ort vorbei, und kann auf einen Halbwindkurs gehen. Mit vollen Segel und voll aufgefiertem Traveller fliege ich übers Wasser, die Wellen rauschen gurgelnd seitlich unter dem Boot her, die Strapazen des Tages sind vergessen ! Nach 5 km und 15 min ist der Spaß leider schon vorbei. Auf Vorwindkurs geht es zum Campingplatz Schuilenburg, die erste Sandbank lässt die Ruder hochklappen und ich habe Mühe das Boot auf Kurs zu halten. Serienmäßig klappen diese gleich in die Waagerechte und man kann überhaupt nicht mehr steuern! Ich habe noch einen Rastpunkt bei ca. 45 Grad eingefügt, die Bedienkräfte sind aber nicht ohne, hoffentlich hält das Material. Ich könnte natürlich auch einfach absteigen und schieben, aber 1km durch Knie- bis Schritt hohes Wasser müssen nicht unbedingt sein. Alles hält, Angekommen !

Die Rezeption ist schon geschlossen, aber der Campingplatzchef sitzt vor dem kleinen Laden. Als er erfährt das mit meinem kleinen Kat aus Düsseldorf komme, schenkt er mir die 1. Übernachtung, endlich zahlt sich meine leichte Verrücktheit mal aus. Erstmal ist mal wieder schleppen angesagt, diesmal das volle Programm, ein ganz schöner Haufen. Aber wo ist eigentlich meine Couchgarnitur abgeblieben ??? :) ....

12. Tag Ruhetag

...
Am frühen Nachmittag kommt mein Vater mit Wohnwagen und 2 ! Grills, und mein Bruder mit meinem Auto und Trailer an.
...
Ein festes Dach habe ich jetzt, und bin auch froh drüber, heute und auch die nächsten Tage soll es nur 10- 15 Grad werden. ...

15. Tag Drahtseilakt

Heute bläst der Wind nur mit 3–4 BF, und ich fahre mit meinem Vater eine Runde bis Hindeloopen. Er fühlt sich sichtlich wohl auf dem Boot und ist begeistert über das ruhige Dahingleiten. Noch einer kurzen Pause fahre ich nochmal alleine raus, ich will unbedingt mal das Trapez ausprobieren. Aber alleine als Steuermann ist das ganz schön kompliziert, für die richtige Gewichtsverteilung muss man nach hinten, das Trapez zieht ein aber nach vorne, dann noch gleichzeitig Steuern und die Hauptschoot bedienen, ich bin etwas überfordert ! Nach einer halben Stunde gebe ich auf ...

16.16.Tag: Drahtseilakt 2.0

Heute sind wieder 5-6 BF und so fange ich nach dem Frühstück lustlos an DRO TANI abzubauen. Der Urlaub neigt sich dem Ende entgegen. Nachdem der Mast gelegt ist, bekomme ich einen großen Schreck, als ich entdecke, dass einer der
kurzen Drahtstücke, die die Vordere Querstrebe und damit das Vorstag halten, fast durchgebrochen ist! Im belasteten Zustand ist von dem Schaden fast nichts zu sehen, beim Abbauen wird der Draht aber machmal leicht gebogen, und der Schaden dann sichtbar, vielleicht kommt der Bruch auch durch diese Belastung. Von den 19 Einzeldrähten sind nur noch 6 ! intakt. Das hätte ganz schön ins Auge gehen können. Nach einer gründlichen Überprüfung finde ich noch 1 gebrochenen Einzeldraht im Vorstag und 2 in einer Wante. ...


Da die Saison leider zu Ende geht, wird es wohl noch etwas dauern bis es wieder auf zu neuen
Ufern geht.

Frank Noa