Was für ein Vergnügen, die Elbe hier oberhalb von Lauenburg zu bereisen. Kaum Schiffe unterwegs und eine fast unverbaute Uferzone. Wälder und breite Schilfgürtel, wenige Steinschüttungen, noch ganz anders als auf dem Rhein.  Wir haben Glück mit dem Wasserstand, denn es hat ausreichend geregnet und wir loten in der Fahrrinne nicht unter 2.5 m. SOnst können hier nur noch die flachgehenden Raddampfer wie die "Kaiser Wilhelm" verkehren.

In Dönitz schleusen wir in die Elde und beginnen so unsere Reise auf der wunderschönen Elde-Müritz-Wasserstraße...

Sie schlängelt sich durch Wälder, Wiesen und Weiden. Seerosen und gelbe Teichrosen und dichte Schilfgürtel säumen die Ufer. Ein vielstimmiges Vogelgezwitscher und leuchtende Libellen begleiten uns.

 

Die zahlreichen Schleusen bedient man per Hebel selbst. Manchmal ergeben sich kleine Grüppchen von kleinen und großen Schiffen, die gemeinsam von Schleuse zu Schleuse ziehen und auch beim Weiterschleusen mal auf langsame Kanuten warten. Das Schleusen braucht in den Automatikschleusen viel Zeit und Zeit haben wir.

 

Mit den Fahrrädern besuchen wir die etwas abseits vom Kanal liegende Stadt Ludwigslust. Das Schloss, gelegen in einem riesigen Park, präsentiert sich prächtig im schönsten Sonnenschein. Viele Häuser der Stadt sind sehr ansehnlich restauriert. Während im „Westen“ manches Schöne, Alte wegrenoviert wurde, findet man hier viele alte Schätze, alte Gebäude, alte Schilder und Straßenlaternen, und überall das wirklich sehr !!! rustikale historisch wertvolle Kopfsteinpflaster.

In Schwerin treffen wir Dagobert Wacker mit seiner Frau und bekommen gute Tipps für unsere weitere Reise.

Wir besichtigen das Schloss. Welche Pracht: Gold, Stuck, Marmor echt und gemalt, Möbel mit aufwändigen Intarsien, Seidentapeten, Gemälde, kostbares Porzellan, Kronleuchter, und immer wieder Ausblicke auf die bezaubernden Gärten und den Schweriner See.

Auf den Mecklenburgischen Seen findet man überall schöne Ankerplätze. Auf dem Petersdorfer See kommt erstmalig unser Anker zum Einsatz und erweist sich als zuverlässig. Wir haben jetzt eine Badeplattform mit einer Badeleiter und können ganz bequem schwimmen gehen. Doch Enten und Gänse haben auch Gefallen an dem gemütlichen wassernahen Plätzchen... und manchmal finden wir leider auch ihre reichlichen Hinterlassenschaften.

 

Die Müritz gilt als größter Binnensee in Deutschland. Und sie ist ein Ferienparadies. Hier wird auch fleißig gesegelt. Charterunternehmen sind hier wie Pilze aus dem Boden geschossen. Motor- und Segelboote, Flöße und Hausboote, Ruder- und Paddelboote, hier kann man alles mieten, sogar schwimmende Untersätze, auf denen man den eigenen Wohnwagen oder das –mobil  parkt und so übers Wasser fährt. In den Städten wie Malchow und Waren tummeln sich jetzt die Touristen und man findet viele Freizeitangebote. Wir hören in der Marienkirche in Waren einen Gospelchor.

 

Auf der Havel und dem Havel-Oder-Kanal werden wir nun abwärts geschleust. Bei einem Abstecher nach Reinsberg finden wir einen besonders schönen Ankerplatz mit Blick auf das Schloss.

Auch in Oranienburg liegen wir in der Nähe des Schlosses mit seinem Park, der 2009 Teil der Bundesgartenschau war. Bebilderte Schautafeln informieren uns über die wechselvolle Geschichte der Stadt, in der es bittere Armut, reiche Zeiten mit blühender Industrie und auch schmerzliche Erinnerungsplätze an KZ-, NSDAP-, SED- und DDR-Historie gibt.

 

Und dann Berlin!

Wir bleiben mit dem Schiff in Tegel liegen, radeln zur nächsten U-Bahn-Station, klappen unsere Brompton´s zusammen und fahren in die Innenstadt.  Bei schönem Sommerwetter klappern wir die vielen Sehenswürdigkeiten an Spree und Landwehrkanal ab und fühlen uns im Herzen Deutschlands. 

Unglaublich, wie sich auch die Stadt gewandelt hat! Mit dem Boot durch die Stadt, vorbei am Regierungsviertel und der Museumsinsel? Wäre unser Weg weiter in Richtung Oder, dann würde es Sinn machen! Aber so vertagen wir es auf einen späteren Törn!

In der Nachbarschaft der rotchinesischen Bunker-Botschaft essen wir vorzüglich im chinesischen Restaurant! Lieselotte schwärmt vom Tofu und ich von der Ente.

Als nächste Stadt besuchen wir Potsdam, die Hauptstadt Brandenburgs. Wir radeln zu den berühmten Schlössern, ins „Holländische“  und ins Künstlerviertel. Irre, wie sich manches hier gegenüber unserem erstem Besuch im Winter 1989/90 verändert hat. Im frisch renovierten Seitenflügel des Neuen Schlosses ist jetzt das Rektorat der Universität Potsdam repräsentativ untergebracht und nicht mehr die grenzwertigen Bruchbuden einer naturwissenschaftlichen Fakultät.

 

Wir genießen die Havel und ihre Seen. Bei hochsommerlichem Wetter werfen wir oft den Anker und gehen schwimmen. Die Städte am Ufer haben eindrucksvolle Backsteinbauten zu bieten und die Kirchen sind sehr schön restauriert. 

In Brandenburg lockt uns der Dom zu einem Chorkonzert. Auch hier fühlt man sich wie im „Westen“: Restaurants, Straßencafés, Kaufhäuser und Boutiquen. Nur das Kopfsteinpflaster, teilweise frisch verlegt, erinnert uns, dass wir nicht im Rheinland sind. Wir legen den Mast und fahren durch den Stadtkanal. Der Brückenpegel der niedrigsten Brücke zeigt 2,60. Wir haben noch 20cm Luft, als wir hindurchfahren.

In Werder gibt es sogar Weinbaugebiete, doch leider kann man nur am Wochenende verkosten. Wir berauschen uns deshalb  an den herrlichen Kirschen und Blaubeeren, die man hier kaufen kann.

Die Schleusen auf dem Elbe-Havel-Kanal werden breiter und höher. Nachdem uns die Schleuse Hohenwahrte 19 m abgesenkt hat, überqueren wir die Elbe und sind dann auf dem Mittellandkanal.

In Wolfsburg besuchen wir die Autostadt. Die Grünanlagen sind wunderschön. Bei strahlendem Sommerwetter tummeln sich die Besucher bei den Bühnen, in den Cafés und Pavillons, die hochglanzpolierte Autos – eigentlich also Gebrauchsgegenstände – zu Kultgegenständen hochstilisieren. Mit dem Sicherheitsdienst machen wir schlechte Erfahrungen, als wir am Ufer aussteigen wollen um zum Bäcker zu gehen.

 

In Duisburg verlassen wir den Dortmund-Ems-Kanal. Im alten Duisburger Zollhafen kommt unsere Tochter Dörte an Bord, die nach der Arbeit vorbeikommt und die Mercurius noch nicht gesehen hatte. Mit ihr rutschen wir mal kurz nach Ruhrort und  verbringen einen gemütlichen Abend in einem „brasilianischen“ Ambiente Lokal.

 

Tagsdrauf: Jetzt auf dem Rhein dürfen wir mal richtig Gas geben und bei 14 kn SOG ist die Fahrt von Duisburg bis zum DSV nur noch ein kleinerer Trip. Mit Merkur wären wir bei 7 km/h zu Berg wohl noch unterwegs......