Tagelang hatte dichter Nebel geherrscht. 'Ohne besondere Anzeichen brach der Sturm los...Weißgekrönte Wellen schlugen wie toll über die flachen Bänke ... und ihre Gischt fegte über die Lichter der Leuchttürme der beiden Piers des Hafens von Whitby... ein Schaudern bemächtigte sich der Zuschauer, als sie erkannten in welcher Gefahr das Schiff schwebte... Bei der Richtung aus der der Wind jetzt wehte schien es undenkbar, dass es den Hafen erreichen konnte. ... dann kam wieder neuer Nebel vom Meer, dichter als bisher... zwischen den Piers, in rasender Eile von Woge zu Woge, schoß der fremde Schoner vor dem Wind in den sicheren Hafen. ... Ein Schauer durchrieselte die Menge: Am Steuer war ein Leichnam angebunden, der mit gesenktem Haupt, bei jeder Bewegung des Schiffes hin- und hergeschwenkt wurde. Keine andere Gestalt war an Deck sichtbar. Ein grausiges Entsetzen kam über alle... Der Schoner hielt nicht an, sondern flog quer durch den Hafen und fuhr auf auf den Sand ... in der Südwestecke des Hafens... Krachend kamen einzelne Stengen durch das Tauwerk herunter. Das seltsamste aber war, dass in dem Augenblick als das Auflaufen erfolgte, ein schwarzer Hund ... auf den Stand sprang. Er lief direkt auf die steilen Klippen zu, wo der Kirchhof' bei der Ruine der Abtei  über der Treppe' zur Pier so schroff abfällt, dass einige der Grabsteine  über den Klippenrand hinausragen.     

 

So beschreibt Bram Stoker 1897 in seinem Roman 'Dracula' die Strandung des mit 47 Särgen mit Erde beladenen russischen Schoners 'Demeter' und die Ankunft des berühmten transsylvanischen Vampirs 'Graf Dracula' in England.  

Ganz so dramatisch war die Ankunft von Troll nach 18 Seemeilen von Scarborough Nach Whitby im Regen unter Motor nicht. 

Sehr sehenswert ist das Captain Cook Memorial Museum im Haus von John Waker, wo Cook in die Lehre ging. James Cook (1728-1779) begann seine Karriere als Seefahrer und Entdecker auf dessen Kohlefrachtern. Ein Nachbau der berühmten 'Endeavour' mit der Cook Neu Seeland umsegelte und kartierte, liegt im Hafen.

 

Nur 25 Seemeilen weiter nördlich liegt Hartlepol.Nach anstrengender Kreuz in unruhiger See erreichen wir die Marina im West-Dock von wo früher im großen Stil Kohle verschifft wurde, bievor Magret Thatcher die unrentableren, staatlichen Zechen schließen ließ.

In England ist Hartlepool bekannt für die 'Legende vom gehängten Affen'. Anfang des 19 Jahrhunderts, während der napoleonischen Kriege, hatte einzig ein Affe die Strandung eines französischen Schiffes überlebt. Weil die Einwohner nicht wußten, wie ein Franzose aussieht, wurde er der Spionage beschuldigt, verurteilt und gehängt.  Die Zeiten haben sich geändert! Uns empfängt der Hafenmeister freundlich Und weist uns einen Platz am riesigen Schwimmsteg zu.

Schon von See her hatten wir Masten im National Museum der Royal Navy gesehen. Dieses müssen wir natürlich besuchen und sind begeistert. Im Dock schwimmt (!!) die alte Fregatte "HMS Triconmallee" die 1817 in Bombay aus Teak gebaut wurde, da den Engländern im Krieg gegen Napoleon das Holz ausging. Liebevoll und lebendig wird auf dem Schiff und an Land das Leben vor 200 Jahren gezeigt. In kleinen Läden am Kai werden Berufe rund um die Seefahrt dargestellt, vom Schiffbauer über Uniform-Schneider, Pistolenmacher und natürlich ein Schiffsausrüster. 

 

 

Für Samstag den 9. Juli verspricht der Wetterbericht eine leichte Brise aus NE. Wir laufen bei Sonne (!) teils unter Motor meist aber segelnd entlang der felsigen Küste von Durham, von der ein offenbar der frustrierter Lord Byron schrieb: 

„An dieser ach so öden Küste gibt es nichts als Ratsversammlungen und Schiffsunglücke; heute habe ich Fisch gespeist, welcher vermutlich noch vor Kurzem selbst die Mannschaft verschiedener Kohlenschiffe verspeist hat, die in den vergangenen Stürmen verschollen sind. Aber das Meer habe ich wieder in all seiner Pracht der Wellen und Gischt erlebt.“

Hinter der Tyne Mündung (Newcastle) wird die Küste wieder flacher und bald kommt Coquet Island mit dem Leuchtturm in Sicht. Wir halten reichlich Abstand von den ausgedehnten Riffen um die Insel. Da sehen wir eine gestrandete Segelyacht! Hat sie eine Abkürzung nehmen wollen?  

Mit äußerster Vorsicht laufen wir in Amble kurz nach Niedrigwasser ein und stellen fest, dass über der Schwelle zur Marina für Troll noch 50 cm Wasserstand fehlen. Gerade als wir neben einem Fischer festmachen, läuft das Rettungsboot aus und schleppt den Havaristen bald darauf in den Hafen. Er war erst vor wenigen Stunden  aufgelaufen. Die Yacht  hat  das Ruder verloren, ist aber sonst noch glimpflich davongekommen. Friedlich liegt Warkworth Castle in der Abendsonne.  

Sonniger Sonntagmorgen. Wieder als Motorsegler im Slalom zwischen den Fischerfähnchen unterwegs. Überall an der Küste liegen Netze und Hummerkörbe und der Autopilot hat sich offenbar vorgenommen, möglichst viele davon zu treffen.

Wir sehen die Ruine von Dunstanburgh Castle. Ein passender Name, wenn man an das Wetter der letzten Woche denkt. Dann folgt Bamburgh Castle und Holy Island, wo Im 7. Jahrhundert irische Mönche das Kloster Lindisfarne gründeten. Am 8. Juni 793 wurde Lindisfarne von skandinavischen Wikingern überfallen und zerstört. Mit diesem Überfall begann England und auf dem Kontinent für fast 300 Jahre die sogenannten "Wikingerzeit".

Wieder bei Niedrigwasser, also eigentlich zu falschen Zeit, erreichen wir Berwick upon Tweed. Gut, dass von See her kein Schwell steht. So können wir vorsichtig dem gewundenen Lauf des Tweed folgen. Bei der Einfahrt zum Dock gelingt erst der dritte Versuch, denn ein freundlicher Schotte gibt uns aus einem roten Auto mit Handzeichen zu verstehen, dass wir uns dicht an der Backbord-Pier halten müssen. So dicht würde man sonst dort nicht entlangfahren. Der Hafen ist bis auf zweit Fischer- und das Pilotboot ausgestorben, hat keine Facilities und kostet 10 Pfund. Dafür gibt es  eine "Parkquittung".

Bei sehr diesigem Wetter brechen wir am Montag 11. Juni auf. Wir setzen Segel und machen wieder Fischerfähnchenslalom. Der Kartenplotter behauptet es gäbe eine Küste. Zu sehen ist davon nichts. Bei St. Abbs Head ist plötzlich schemenhaft Gischt und einen Leuchtturm mehr zu vermuten als zu sehen.

Dann, mit einem Mal Sonne. Wir erreichen Dunbar, wo die Einfahrt in die Felsen einer Burgruine gesprengt worden ist. Der Gästeplatz ist direkt an der Burgmauer, an der hunderten von Möwen nisten, Laut Hafenmeister hat der Hafen dort die größten Wassertiefe und weichen Grund.  Eine Stunde vor Niedrigwasser setzen wir auf hartem Sand auf. Nur gut, dass heute kaum Schwell steht, denn davor warnt der Reeds Nautical Almanac ausdrücklich. Zu Recht!  Dunbar ist eine lebendige kleine Stadt mit einem guten Indischen Restaurant und aktiven Fischern, die zu halber Tiede um 5:00 auslaufen. Von der Burgwand unterstützen die Möwen mit ihrem vielstimmigen "kitiwake" das Spektakel. Besonders schön gelegen, oberhalb der Burgruine, gibt es ein Schwimmbad. So verpassen wir am folgenden Morgen das mitlaufende Wasser und gehen erst einmal ausgiebig schwimmen. Die Sonne scheint, es ist warm und ... Kein Wind.  Wir motoren vorbei am Bass Rock, voraus der Firth of Forth und Edinburgh.